Dienstag, 20. Juni 2017

Amsterdam nach Kiel

Glenn, bereit für die Saison in der Ostsee
Die neue Saison begann in Lelystad im Markermeer, 20 Meilen östlich von Amsterdam. Ich wollte am ersten Tag nur bis Enkhuizen, 20 Meilen, um alle Systeme zu testen, und hatte einen wunderbaren halben Wind. Am zweiten Tag ging's bei Den Oever durch die Schleuse in die Nordsee, wo ich Den Helder als Abschussrampe gewählt hatte. Von dort sollte es in östlicher Richtung nach Borkum gehen.

Warum Borkum? Die übrigen ostfriesischen Inseln sind für mein Boot mit einem Tiefgang von 1.50m wenig geeignet, vor allem wenn man wie ich gerne etwas Marge unter dem Kiel hat. Als Hafen in Den Helder wählte ich die Marina der Königlichen Niederländischen Marine, nicht wegen des adeligen Namens, sondern weil dort nicht erst geschleust werden muss, bevor man wieder lossegeln kann. Alle andern Marinas in Den Helder befinden sich hinter Schleusentoren.

Der Trip nach Borkum war zunächst hart, ich musste um Terschelling herum nordwestlichen Winden trotzen bzw gegen sie ankreuzen; erst nach vier Stunden bekam ich günstigen Wind und ebensolche Wellen, sodass das Segeln pures Vergnügen war. In Borkum hatte ich eine gute Tiede, die mich kurz nach Mitternacht. 20 Stunden nach Aufbruch in Den Helder, in den Burkana-Hafen hineinspülte.

Waten im Sand des Wattenmeers.
Borkum erwies sich als gut organisierte deutsche Sommerfrische. Ich machte eine Wattwanderung mit, grub Würmer aus, deren Vorfahren seit Millionen Jahren Sand fressen, bewunderte kleine Muscheln, die sich selbst im Sand eingraben und freute mich über den klugen Humor des Tourguide, wo es ja weltweit auch andere gibt, die entweder peinlich sind oder ab Tonband reden.

In Borkum wartete ich den Durchzug einer Kaltfront ab, deren letzte Windkraft ich dann nutzen wollte, um nach Cuxhaven zu kommen. Ich legte um 4 Uhr morgens ab, weil dann die Strömung zwischen den Inseln noch auf meiner Seite war und kreuzte zunächst gegen einen happigen Nordwest an. Belohnt wurde die Plackerei durch einen schönen Wind Richtung Osten entlang der Ostfriesischen Inseln.

Leider hatte dann der Wind bereits am Mittag ausgeblasen und ich wurde langsam, trotz nun einsetzender guter Strömung. Und so kam, was ich bereits bei meinen Rechnereien geahnt hatte: Ich musste mit einer Strömung gegen mich von der Ansteuerungstonne der Elbe, 19 Meilen von Cuxhaven entfernt, Richtung Cuxhaven motoren. Die Geduldsprobe dauerte von 21 Uhr bis am Morgen kurz vor 4 Uhr; kurzweilig war der Trip mit 3 Knoten Fahrt über Grund insofern, als jede Menge Frachtschiffe vorbeizogen. manchmal nur ein paar Meter von meinem Boot entfernt.

Warten, bis die Schleusenbadewanne gefüllt ist.
Der Rest ist schnell erzählt: Von Cuxhaven nach Brunsbüttel waren es 17 Meilen, diesmal mit allerbester Strömung, dann wurde geschleust und ich verbrachte die Nacht für 8 Euro Gebühr inkl. Dusche gleich hinter der Schleuse im Nordostsee-Kanal mit allen andern Booten, die die gleiche Idee gehabt hatten. Die gut 50 Meilen im Kanal nach Kiel waren total entspannt, das Gegenteil von den Berichten, die ich gelesen und die dem unerfahrenen Kanalfahrer Angst eingeflösst hatten. Die Frachtschiffe hielten höflichen Abstand und Wartezeiten an den Ausweichstellen gab es nur zweimal für ein paar Minuten. Spektakulär war das Schleusen in der grossen Frachterschleuse in Kiel, wo ich neben einem Containerschiff festmachte. Erst dachte ich nach dem Schliessen der Schleusentore, dass da überhaupt nichts passiert. Bis ich merkte, dass Millionen Liter Wasser einige Zeit brauchen, die Schleusenbadewanne zu füllen und die Boote, die grossen und die kleinen, einen Meter steigen zu lassen.

Für die knapp 300 Meilen von Holland in die Ostsee wartet hier in Kiel nun eine schöne Belohnung: es ist Kieler Woche mit Hunderten von nautischen und kulturellen Veranstaltungen, dazu gibt's hier in der Marina eine allerliebste Currywurstbude und etwas weiter weg eine Bar mit einem  halbem Dutzend verschiedenen Heringbrötchen.




Montag, 29. Mai 2017

Paint Job

Mein Vorbesitzer hatte den weissen Rumpf dunkelblau gemalt mit der Folge, dass jeder Kratzer sich in hellem Weiss präsentierte - der wichtigste Grund für mich, den Rumpf neu zu malen und die Spuren von unfreundlichen Mauer-, Poller- und Schiffsberührungen der Vergangenheit loszuwerden.

 Ich wählte das gleiche Dunkelblau des gleichen Herstellers, Soromap, dazu ein Weiss von Ruco. Den Rumpf hatte ich bereits im Herbst angeschliffen. Die Oberfläche wurde nun nur noch gereinigt.

Das wichtigste Hilfsmittel war eine Plattform plus eine kleine Leiter, um diese zu erklimmen. Weiter leistete ich mir teures blaues Abdeckband von Tesa, weil es dicht klebt, sodass die Farbe nicht unter das Klebband sickert. Es ist ziemlich reissfest und kann deshalb gut wieder abgenommen werden.

Das Ergebnis lässt sich sehen. Natürlich hat der Roller ein bisschen Orangenhaut erzeugt, doch von weitem (siehe Bild) schaut das Ergebnis gar nicht schlecht aus. Die Alternative wäre gewesen, die Farbe zu spritzen, ein Risiko für das tükisfarbene Nachbarboot und alles, was am eigenen Boot nicht aufwändig abgedeckt worden wäre.

Das Unterwasserschiff erhielt einen neuen AntiFouling, Mikron 2, der sehr ausgiebig war: 2.5 Liter reichten gut für zwei Anstriche, das ganze für knapp 120 Euro.

Nun ist die alte Lady zu neuen Abenteuern bereit. Wir wollen diesen Sommer zusammen die Ostsee erreichen, unser neues Segelrevier für die kommenden Jahre.