Freitag, 15. Juli 2016

Alderney - Weymouth

Nach einer Nacht an der Boje bin ich am Morgen Richtung England losgefahren. Der Wind war als nicht existent angekündigt worden und so machte ich mich auf stundenlanges Motoren gefasst. Halb so schlimm, denn schon bald einmal muss man das Verkehrstrennungsgebiet überqueren, jene Autobahn, auf denen täglich hunderte von Frachtern durch den Kanal unterwegs sind. Zum erstenmal konnte ich mein Antikollisionssytsm (AIS) echt brauchen.

Frachter fahren Autobahn, als Segler ist man Fussgänger.
Ich hatte vier Frachter, die sich von Westen näherten, und mich als Fussgänger interessierte, ob ich die Strasse noch vor  ihnen passieren könne - oder nicht, weil es im Verkehrsgebiet keine Fussgängerstreifen gibt. Der Computer rechnete für den besten positionierten Frachter einen Closest Approach von 637m aus. Das reicht dicke, wenn man das am Bildschirm sieht. Doch aus Erfahrung weiss ich, dass die Ungetüme von Maersk weit näher erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind. Das hat damit zu tun, dass wir die Grösse der heutigen Schiffe unterschätzen. Solche Situationen, so sicher sie auf dem Papier erscheinen, führen dann beim Queren nahe an den Herzinfarkt, wenn man dauernd den Bug des näher kommenden Schiffes sieht und als kleiner Segler das Gefühl hat, man klebe beim Ueberqueren  mitten auf der Strasse fest.

Ergo entschloss ich mich, auf die 637m-Marge zu verzichten und dem Container-Riesen den Vortritt zu lassen, um dann gleich hinter ihm die Strasse zu überqueren. Das ging mit einem kleinen Zeitverlust problemlos. Auf der zweiten Fahrspur der aus Osten entgegegen kommenden Schiffe war alles easy peasy: keiner in Sicht so weit das Auge des AIS reicht und so motorte ich unbekümmert über die Frachterstrasse.

Als dann endlich Wind aufkam am Nachmittag, war ich total happy. Drei Stunden lang gönnte der Wettergott mir wunderbares Segeln mit halbem Wind. Bis dann kurz vor Weymouth klar wurde, dass sich ein lokaler Regen gebildet hatte und das bedeutet in der Regel auch noch ein bisschen mehr Wind. Nun konnte ich endlich das Reffen üben - nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei.

Was ist die Belohnung von all der Mühe? Fish 'n' Chips natürlich und die Pubs mit dem lauwarmen Bier ohne Schaum, aber dem ganzen Charme des Königreichs.

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