Mittwoch, 20. Juli 2016

Ankunft in Dover

Weil Brighton hässlich ist, eine Marina im Niedergang, bin ich beinahe fluchtartig nach Dover weiter gesegelt, fluchtartig sage ich deshalb, weil ich den Wind falsch interpretierte, und selbigen auf die Nase bekam, was in einem stundenlangen Aufkreuzen, zum Teil gegen die Tide, endete. Keine schöne Geschichte.

Anyway, am Schluss schob mich eine neue Fair tide Richtung Dover; im letzten Tageslicht kurz nach zehn Uhr sah ich die Monster, die den Hafen verliessen, riesige Fähren und Kreuzfahrtschiffe, denen man in der Hafeneinfahrt als Segler nicht zu nahe kommen will. Und deshalb muss man als kleines Segelschiff Kanal 74 rufen und um Bewilligung nachsuchen, in den Hafen hineinfahren zu dürfen.

Am Hafeneingang angekommen,  funkte ich Port Control an - und binnen Sekunden erhielt ich die Bewilligung und wechselten die drei roten Lichter und ich hatte grünes Licht für die Einfahrt, buchstäblich grünes Licht, denn der Begriff wird ja vor allem im übertragenen Sinn verwendet.

Doch wohin jetzt?

Grosse Industriehäfen verwirren mit einer unendlichen Zahl von Lichtquellen, grünen, weissen, roten, und man zweifelt, ob das eigene Hirn die Fähigkeit hat, die Informationen zu verarbeiten und richtig einzuordnen. Hier nun hilft mir ein Tablet, für 70 Euro irgendwo auf Ebay gekauft und mit einer Navionics Software für 30 Euro versehen. Darauf trage ich vor dem Ablegen die Route ein bis zum Ponton, an dem ich gerne festmachen würde, also bis zum letzten Meter.

Wenn es dann soweit ist, hänge ich mir das Tablet um dem Hals, fasse entschlossen das Ruder und steuere meinen eingezeichneten Linien nach bis dorthin, wo ich hinkommen möchte. Genial. Kein Stress mehr, kein Werweissen, kein Gopferdammi, nur noch stille Entschlossenheit und Urvertrauen in das Tablet am Hals.

Die feine blaue Linie mit Waypoints führt zum Parkplatz.
Dennoch: Das Sytem hat seine Schwächen. Tablets und Laptops sind bei der Navigation längst nicht so robust wie die Plotter, wie sie für Boote angeboten werden. Das ärgste ist die Batterie und das dauernde Checken der Ladung. Weiter muss der Laptop festgezurrt und gegen Nässe geschützt werden. Und mein HP Notebook hat die lästige Eigenschaft, den Bildschirm zu verdunkeln, obschon ich die Einstellungen bereits hundertmal nachgeprüft und immer wieder neu eingestellt habe.

Alles Sachen, die bei einem Plotter nicht passieren. Ergo bin ich dafür, Tablets und Laptops weiterhin nur als Backups zu disponieren und als Hauptnavigationsinstrument einen Plotter zu verwenden.

Und Seekarten. Sie sind zu einem Luxus geworden, den ich mir leiste. Heute habe ich in einem altmodischen Segelladen eine gekauft und mir bei der Planung die belgische und die holländische Küste auf einer Papierseekarte angeschaut. Ich fand, erst eine Uebersicht, die nicht auf Bildschirmformate reduziert wird, kann Klarheit schaffen, wo's nächste Woche lang gehen soll.

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